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Reisebericht Lot Dezember 2011

 

Teilnehmer Cavebase: Marc Grosse, Andreas Voigt, Manuel Fiore, Tobi Ziegler, Oli Kurtz
Gäste: Wilke Reints , Danny Beiert, Flo Hang

 

Eigentlich ist der Dezember für Trips ins Lot eine gute Jahreszeit. Daher hatten wir auch dieses Jahr wieder einen Trip kurz vor den Weihnachtsfeiertagen geplant. Die Intension war einmal mehr, ein Projekt zu starten, zu vermessen und zu kartographieren. Leider wurden wir, wie schon des öfteren, vom Wetter in unsere Schranken verwiesen.

Dies hatte sich schon bei der Anreise bemerkbar gemacht. Danny und Oli waren die Ersten die ankamen, und hatten noch Glück, was den hereinbrechenden Schnee betraf. Manuel und Flo, sowie Tobi und Wilke waren da eher etwas mehr gebeutelt und kamen erst nachts um 3:00 bzw. um 5:00 Uhr in der Domain de Gayfie an, die wir auch diesmal, wie schon so oft, als Basislager ausgewählt hatten.

Wir hatten diesmal das größte Haus auf dem Gelände, und haben den Platz auch voll ausgenutzt... ;-)

 



Am ersten Tag nach der Anreise wollten wir erst einmal die Lage sondieren. War es überhaupt möglich zu tauchen? Können wir vielleicht doch wenigstens einen Teil der Projektplanung umsetzen? Zuerst sind wir an die Cabouy gefahren, und wie zu erwarten war der Quellteich so voll, dass er dramatisch über die Seine am unteren Ende überlief. Um aber zu 100%ig sicher zu sein, dass ein Tauchen hier nicht möglich ist, haben sich Oli und Danny trotzdem nochmal fertig gemacht um die Lage in Augenschein zu nehmen.

 



Ca. 5 Min nach dem Abtauchen war bestätigt, was wir schon vermutet hatten, die Sichtweiten in der Höhle betrugen weniger als einen Meter. Tauchen oder gar ein Projekt in der Höhle war demnach nicht möglich. Dummerweise regnete es in den nächsten Tagen auch immer wieder so, dass mit einem Besserwerden der Bedingungen kaum zu rechnen war. Um den Trip nicht komplett abschreiben zu müssen haben wir uns dann den bekannten Höhlen hingegeben und einfach nur Urlaub gemacht. Die Ressel glänzte mit Sichtweiten von ca. 2m, in der Landenouse waren es "sogar" um die 4m.

 

 

Oli und Danny haben sich in der Ressel bis kurz vor das erste Tiefe T vorgekämpft, der Flow war jedoch so stark, dass trotz dem Einsatz von Scootern die Anfahrt zum zweiten T, an dem das 21m Gas abgehängt wurde, fast 30 min dauerte. Auch das Abtauchen im Schacht und das Eindringen in den tiefen Teil brachte keine erkennbare Verbesserung. Nach weiteren ca. 25min Fahrt hatten die beiden gerade mal die 800m Marke erreicht. Von der Höhle selbst war leider gar nichts zu sehen. Es ging immer nur an der Leine entlang, weder Wände noch Decke waren in dieser weißen, milchigen Brühe auszumachen, also beschlossen die beiden den Tauchgang abzubrechen. Der Rückweg hingegen war sehr akkuschonend für die Scooter, Danny und Oli ließen sich einfach vom Flow raus treiben und erreichten so bestimmt die doppelte bis dreifache Geschwindigkeit im Vergleich zum Eintauchen.Der Rest verlief wie gewohnt, Gaswechsel und Deko sind im eingespielten Team standardisiert und wurden auch bei schlechten Bedingungen sicher und kontrolliert durchgeführt. 

Parallel haben sich Tobi und Wilke auch durch die Ressel gekämpft. Die Strömung im Eingangsbereich war grenzwertig und ihre Scooter schafften es so gerade durch die Passage. Die Beiden hatten mit Ihren geplanten 1.400m ausgiebiges Reisegepäck dabei (Doppel 20 mit Rebreather, 4 Stages und einen Ersatzscooter) was das Passieren der ersten Meter nicht unbedingt vereinfachte.

Aber kurz vor dem Schacht konnten die Beiden den Großteil ihres Reisegepäcks sicher verstauen und mit nur einer Bottomstage den tieferen Teil der Ressel in Angriff nehmen. Leider bestätigte sich auch bei Tobi und Wilke, dass die Sicht im hinteren Teil nicht besser wurde, sie variierte zwischen 2 und 3m. Beide konnten noch gerade die Spitze der ADV Scooter erkennen und mussten sich recht intensiv auf den Leinenverlauf konzentrieren. Eigentlich hatten die beiden gehofft, dass sich spätestens ab dem 3. T die Sicht verbessern würde - leider hat sich auch dies nicht bewahrheitet. Tobi und Wilke sind am 3. T abgebogen und haben die kleineren Gänge erkundet, die Leinensituation ist hier nicht so übersichtlich wie im vorderen Teil der Höhle. Beiden musste aufpassen, dass der alte ″Hasenmeyer-Draht″ nicht den Scooter lahmlegt. Die ″Schnecke″ wurde noch schnell durchtaucht und einige Meter später haben die Beiden sich auf den Umkehrpunkt geeinigt. Auf dem Rückweg haben sich Strömung und Sichtverhältnisse weiter verschlechtert, die 6m Deko konnte nur noch durch ″festkrallen″ in den Fels bewerkstelligt werden. Aber trotz aller Widrigkeiten tauchten die beiden nach etwas über 3Std. mit einem kleinen Grinsen im Gesicht wieder auf...

 



Wer die Landenouse und die Strapazen bei niedrigem Wasserstand kennt, dem ist klar, dass wir trotz der etwas milchigen Sicht, aber bei vollem Pool nicht drum herum kamen, in dieser wunderschönen Höhle zu tauchen. Da man beim Vorbereiten und Anlegen der Ausrüstung gar nicht genug Hilfe haben kann, und der gegenseitige Support bei uns groß geschrieben wird, halfen Flo und Manuel zunächst Oli und Danny beim Setup, schauten ihnen noch beim Abtauchen zu und bauten dann ihre eigenen Geräte zusammen. Danny und Oli tauchten nach ca. 2 h auf. Kurz darauf tauchten Flo und Manuel ab. Als die beiden nach ca. 80 min. ihren 6 m Stopp im Pool starteten war es draußen bereits dunkel, um so mehr freuten sich die beiden, als sie ein Klopfen gegen die Aluminiumleiter hörten! Danny und Oli waren noch da, halfen schnell beim Verstauen des Equipments und machten sich dann auf den Weg in unsere Unterkunft um ein feines Abendmahl zuzubereiten. Wir ließen den Abend dann noch bei einem Glas Wein in geselliger Runde ausklingen. 

Das Highlight des Trips war aber eigentlich der unspektakulärste Tauchgang. Einmal mehr hat es sich gezeigt, dass weniger auch mehr sein kann, und so sind Manuel, Flo, Danny und Oli am letzten Tag an die Tru Madame gefahren, und siehe da, es geht doch. Der Quellteich war gerade so voll, dass man dort abtauchen konnte und die Sichtweiten waren die besten des ganzen Trips, teilweise bis zu 10m!!! Aus logistischen Gründen wurden nur zwei D12 Rückengeräte an die Höhle getragen, aber für jeden Taucher eine Stage. Danny und Oli machten den Anfang und genossen einen 70min Tauchgang.



      

Kaum aufgetaucht, wurden die Backplates an den unangetasteten Rückengeräten getauscht, und das nächste Team, Manuel und Flo machten die Stages fertig. Wenige Minuten später konnten die zwei schon abtauchen. Hier hat das DIR-System seine Vorteile voll ausgespielt.

 



Tobi und Wilke fühlten sich taucherisch nicht ganz so motiviert und haben beschlossen eine bislang nicht so bekannte Höhle zu erkunden. Im August hatten die beiden dieser Höhle schon mal einen Besuch abgestattet, konnten aber nicht weiter vorstossen, weil ein kleiner Sump durchtaucht werden musste und beide zu dem Zeitpunkt kein Tauchgerät dabei hatten. Aber jetzt war ihre Zeit gekommen. Bewaffnet mit jeweils einer 40cuft Stage haben die beiden sich in Richtung Unbekanntes aufgemacht. Die Höhle liegt in einem Hang, mitten im Wald und ist auf den Namen "Bondes" getauft worden. Insgesamt ist die Höhle also bekannt und nicht wirklich was ganz Neues. Aber für die beiden war es eben doch etwas aufregend, weil keiner wusste, was sich denn nun konkret hinter dem Sump befindet. 

Nach dem Durchtauchen war allerdings beiden schnell klar, dass es sich wirklich nur um eine 2m Passage handelte, die keinerlei Gefahren in sich birgt wenn man sie mit Gerät durchtaucht. Im Inneren der Höhle haben die beiden die Felsformationen und den "Dom-Bereich" erstmal auf sich wirken lassen. Beides liegt im Trockenen und kann beklettert werden. Nach kurzen Momenten wich die Faszination der Frage nach einer Fortsetzung dieser Höhle - und tatsächlich, Tobias ist mit seinem robusten Anzug in einen höher liegenden Schacht geklettert und konnte einen weiteren verleinten Pool ausmachen. Aber die beiden haben sich entschieden es für heute dabei zu belassen und haben den Rückweg angetreten. Abends wurde das Erlebte mit den anderen Erfahrungen aus der Trou Madame besprochen und alle fielen irgendwann glücklich in ihr Bett.

 

   

Auch wenn der Trip mehr oder weniger ins Wasser gefallen ist, hatten wir trotzdem Spass. Schon alleine ein paar Tage aus dem Alltagstrott herauszukommen und mit netten Leuten etwas Zeit in der Natur zu verbringen, hat für die Anreise und den Aufwand entschädigt. Als wir nach 5 Tagen die Heimreise antraten war klar, wir konnten unseren Plan zwar nicht umsetzen, aber es war in keinem Falle verschwendete Zeit. Höhlentauchen ist nun mal davon abhängig was die Natur einem bietet, und wenn man das Beste aus dem Gegebenen macht, dann kann man auch bei weniger guten Bedingungen Spass haben und sich auf die nächste Tour freuen.

 

In diesem Sinne,

Eure Cavebase