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Cavetrip Spanien - Die 5000KM-Tour

 

Team: Flo, Tobi, Steffen und Heinke

 

Es geisterte schon seit mehreren Jahren in unseren Köpfen herum und immer wieder tauchte sie in Vorträgen und Artikeln auf – die Pozo Azul. Da wollten wir natürlich auch mal hin. Nach einem sehr netten Kontakt auf der Boot erfuhren wir dann von anderen Höhlen in Spanien, so dass wir uns entschieden im Juni diesen Jahres dorthin zu fahren.  Wir wussten, das wird eine lange Tour; aber sie wird sich lohnen und wir werden um einiges an Erfahrung reicher werden. Auch handelte es sich um die erste Tour mit CCRs (Florian und Tobi). Daher waren (diesmal) noch keine Rekorde oder tiefe Penetrationen geplant.

Heinke machte sich am Tag vor der Abfahrt von Hamburg nach München auf um dann mit Steffen die erste Fahrgemeinschaft zu bilden. Die Fahrt dorthin war insgesamt unspektakulär – Heinke hat einen Tramper mitgenommen, einen Polen, der zu EM nach Nizza wollte. Bei Steffen empfing sie das Chaos; Steffen hatte noch nicht gepackt und musste das ein oder andere für die Arbeit erledigen… Am nächsten Morgen war aber dann das ganze Auto gepackt (Er hat die ganze Nacht durchgemacht). Beste Bedingungen für 1500km Fahrt am nächsten Tag.

 

1. Tag

Kurzes Treffen an der Tankstelle mit Florian und Tobi; Frühstück und dann fuhren wir los; quer durch Frankreich Richtung Burgos. Steffen hat dann erst einmal seinen fehlenden Schlaf nachgeholt. Als insgesamt absehbar war, wie lange wir noch fahren können, buchten wir uns via Internet in einem Hotel (wenn man das so nennen konnte) in Péringeaux (in der Nähe von Bordeaux) ein.

 

 

2. Tag

6:30 Uhr Frühstück, 7:00 Uhr Abfahrt. Ca. 13:30 Uhr kamen wir dank unserer Navigationsdaten an der Pozo Azul an. Parkmöglichkeiten waren dort wenige; dann folgte man noch 300m einem holprigen kleinen Pfad. Wir waren ziemlich erschöpft und konnten und nicht vorstellen tauchen zu gehen, aber der Höhlenpool war so schön und lockte mit kristallklaren Wasser. Aber erst einmal war die Unterkunft für die Nacht zu klären. Bei Kaffee in einem kleinen Restaurant  erfuhren wir, dass 3 Häuser weiter eine Pension war. Als wir anklopften, kam eine alte sehr schnell spanisch sprechende  und immer lächelnde Dame heraus. Wir fragten (auf Spanisch) nach Zimmern und wurden in das sehr liebevoll eingerichtete Haus geführt. Mit Händen und Füßen erfuhren wir das WiFi-Passwort und eine Möglichkeit unser Gepäck abzustellen. Währenddessen  erzählte die Hausherrin viele viele Geschichten, die wir leider nicht verstanden haben.

Pozo Azul. Nachdem wir unsere Sachen nach vorne geschleppt  haben, ging es endlich in die legendäre Höhle. Pozo Azul ist eine der längsten linienförmigen Höhlen der Welt. Entdeckt in den 60ern von spanischen Höhlentauchern und Ziel vieler Explorationstauchgänge. Inklusive der Trockenpassagen wurden bisher mehr als 12 km entdeckt, bis zum 6. Sump, und es geht noch weiter.

Der Eingang besteht aus zwei engen Löchern mit wenig Flow; dann öffnet sich eine riesengroße Höhle aus bräunlich-roten Stein. Mehrere Taucher könnten nebeneinander und übereinander tauchen. OC mit einer Stage kamen Steffen und Heinke nicht weit, Tobi und Florian haben schon einmal mit dem RB und Scooter die erste Auftauchstelle erkundet. Mit nur wenigen Wendungen sind die ersten 800m einfach zu betauchen mit einer maximalen Tiefe von 21m. Klares Wasser – daher super Sichtweite. Nach dem Tauchgang deponierten wir unsere Geräte am Höhlenausgang und ließen den Abend in jenem kleinen Restaurant, die uns den Tipp für die Unterkunft gaben bei guten Wein und spanischen Essen ausklingen.

 

  

 

3. Tag

Super geschlafen; Frühstück um 9:00 Uhr (gehandelt, Spanier fangen deutlich später an...) Scooter  nach hinten geschleppt und dann ging es wieder los. Diesmal wollten wir ein kurzes Stück im 2. Sump erkunden. An der Auftauchstelle mussten wir etwas gegen den Flow kämpfen; einen kleinen Wasserfall hoch krabbeln (manchmal auch zweimal), dann durch knietiefes Wasser ca. 60m bis zu einer Sandbank. Dort kann man wieder abtauchen an vielen Habitaten unterschiedlichen Alters und  Verrottungsstadien vorbei bis auf 24m. Die Strecke ist insgesamt interessanter, der Durchmesser etwas kleiner. Nach ein paar hundert Meter geht es dann tiefer; dort sind Tobi und Florian umgekehrt.

Nachdem wir alles wieder zum Parkplatz gebracht, den Rest des Gepäcks in der Unterkunft abgeholt hatten, ging es quer durch Spanien Richtung Küste. Aber erst wollten wir „Rolands Höhle“ suchen. Vor ca. 2 Jahren erzählte uns Roland (Gründer der Cavebase), dass er einen Höhlenpool bei einer seiner Motorrad-Touren gesehen hatte. Diesen wollten wir in Augenschein nehmen. Auf dem Weg dorthin mussten wir noch einmal übernachten. Die Pizza in dem kleinem Ort unserer Wahl war nicht lecker, der Absacker in der Bar schon.

 

4. Tag

In den Bergen haben wir „Rolands-Höhle“ gefunden; in einem Tagesausflugsgebiet mit Spielplatz, vielen Sitzgelegenheiten und einem Kiosk. Dort erfuhren wir, dass man eine Genehmigung braucht, um dort tauchen zu können, man aber nicht tiefer als ca. 2m eindringen könne, da das Wasser nur aus vielen kleinen Löchern dringt um dann, nachdem es sich in einem glasklaren kleinen See gesammelt in einem kleinen Fuß abfließt. Die Fahrt durch die schöne Landschaft hat sich gelohnt, wir haben den Quadrokopter fliegen lassen und wir wussten, dass sich hier keine Explorationsmöglichkeiten bieteten.

Weiter ging es nach Puerto de Marrazzon, direkt ans Meer. Florian musste noch etwas Home-Office machen, daher sind Tobi, Steffen und Heinke an den Strand. Die Stadt und der Strand sind nicht besonders schön, das Hotel sowie das Essen in einem Strandrestaurant und die abendlich gemixten Cocktails schon.

 

 

5. Tag

Frühstück war dann Spanien entsprechend später (endlich gab es Tostados con Tomate – Tobi nannte es Tomaten-Baaz); die Höhle „Cueva del Aqua“ war ja auch nur 7 min entfernt. Sie ist gut ausgeschildert, direkt am Eingang eine sehr gute Zeichnung mit den Fakten über die Exploration. Man muss etwas über Felsen bis zu einem halbmondförmigen Pool herunter klettern. Dabei erinnert das etwas an eine Einsturzdoline in Mexiko. Ebenso verhält es sich mit den Wassertemperaturen. Der Pool ist relativ kühl (18°C) darunter ist das Wasser 10° wärmer. Wir trafen 4 Spanier, die gerade ihren Höhlenkurs machten, der Tauchlehrer war bei der Exploration dabei und zeigte uns die Richtung in der die Mainline lag. Sie ist etwas schwerer zu finden. Gut dass die Schüler gerade Primary-Legen geübt haben; wir sind dann mit unserem Primary hinter ihnen her getaucht :-).

Die Höhle ist sehr verwinkelt mit vielen Seitengängen aus dunklem Stein, Sicht sehr klar, kann aber sehr schnell zur  Nullsicht werden, denn überall ist abgelagertes Sediment. Ungewöhnlich ist das 28°C warme Wasser. Steffen und Heinke haben noch einen zweiten TG gemacht; Florian und Tobi sind nach dem TG vorgefahren und haben schon die nächste Unterkunft gesucht; Heinke und Steffen mussten noch Flaschen füllen; in der Tauchbasis des Höhlentauchinstruktors (Rivemar, Centro Buceo La Azohia) und hatten im Sonnenuntergang ein nettes Dinner am Strand. Sie kamen nachts in der Unterkunft an.  Die ganze Nacht liefen die Scooter- Ladegeräte, aber trotzdem schliefen wir tief und fest.

 

6. Tag

Moraig“ war 35min entfernt; durch viele Ferienhaussiedlungen hindurch. Frühstück bei einem deutschen „Bäcker“ Der Kaffee war sehr gut, die aufgebackenen Backwaren nicht (aber Tobi war gnädig). Erst haben uns die Koordinaten an einem hohen Aussichtspunkt oberhalb der Höhle gebracht, aber von  dort hatten wir eine super Aussicht auf die kleine Bucht und der Grotte, die den Eingang der Höhle beherbergte. Die Parkplätze waren fast alle belegt, so dass wir zum Ausladen direkt an den Cova del Arcs geparkt haben. Die Polizei gab uns 10 min, dann mussten wir wieder das Feld räumen. Cova del Arcs ist ein beliebtes Fotoziel für die Touristen, die auf den vielen Felsen posierten. Dort fanden wir ein kleines Becken im Felsen mit einer Stageline und diversen Befestigungen. Von dort aus kann man durch eine kleine Caverne nach draußen tauchen dann rechts am Ufer entlang wieder in eine große über dem Wasser liegende Grotte. Dort muss man dann dem „süßen“ Wasser folgen um den Eingang zu finden. Nach 100m Primary fängt die Mainline an. Zuerst geht es ca. 350m durch eine große Röhre aus dunklen Stein, dann fängt der verwinkelte interessante Teil an.

Die Suche nach dem Süßwasserfluss Moraig ist noch nicht abgeschlossen. Einst soll er, von einer Quelle, die aus einem unterirdischen Höhlensee entspringende Fluss den Phöniziern gedient haben, Trinkwasser für ihre Reisen zu schöpfen. Jetzt wird das Wasser von dem trockenen Land und den Bewohnern gebraucht. In den 50er Jahren begann daher wieder die Suche nach der Quelle; und es kostete Leben.

Bernhard Pack, ein deutscher Höhlenforscher erkundete in den Jahren 1988 bis 1992 in über hundert Tauchgängen systematisch das System, ohne Erfolg. Am 21. September 1992 starb er nicht weit vom Eingang entfernt. Dabei hatte er Exemplare einer neuen Krebsart, die er im Höhlensystem entdeckt hatte.

 

 

7. Tag

Es ging früh los, Ausladen, Zusammenbauen, Scooter nach hinten bringen, Gespräch mit zwei britischen Sidemounttauchern und  schon waren Flo und Tobi abgetaucht; Steffen und Heinke hinterher. Nach 550m haben Steffen und Heinke die Scooter abgelegt um die engeren Passagen  weiter „zu Fuß“  bis zum 41m Schacht hinunter (Beginn der Redline) zu erkunden, Tobi und Flo waren bis Ende des ersten Sumps mit Ihren RBs getaucht und kamen ihnen schon wieder entgegen. Als Steffen und Heinke wieder auftauchten, saßen die beiden schon in der Strandbar.

Zusammenpacken und schon ging es weiter Richtung Frankreich. Das Wetter wurde schlechter und die Luft kühler. Via Internet hatte Flo wieder in einem kleinen Hotel zwei Zimmer gebucht und wir fielen müde ins Bett.

 

8. Tag

Font Estramar war unser Ziel. Beim Suchen nach der Zufahrtsstrasse sind wir über eine durchgezogene Linie gefahren – und das direkt vor den Augen einer Polizeikontrolle. Hat uns 90 Euro gekostet (und die haben netterweise nur ein Auto berechnet…). Der Anblick des Höhlenpools war fantastisch, aber leider hing über dem Eingang ein großes Schild „Bagnée et Plongée interdit (Baden und Tauchen verboten). Da saßen wir erst einmal; vor den Augen der Polizei wollten wir da nicht reinspringen; Recherche im Internet brachte nichts. Wenig auch die eilig unternommenen Kontaktversuche mit möglich Wissenden. Derweil gingen wir Kaffeetrinken. Dann kam die „rettende Antwort“ – Höhlentauchen sei erlaubt. Mit deutlich besserer Stimmung machten wir uns wieder Richtung Höhle und bauten auf.

Es gibt wahrscheinlich keine Höhle, die besser ausgeleint ist. Jede Strecke, jeder Loop hat ihren/seinen Namen. Diese sind auf den kleinen Schildchen an der Leine hängend lesbar. Die Durchschnitts-Tiefe ist deutlich größer als in den spanischen Höhlen; die Sicht super. Man kann einige Loops tauchen, hinter jeder Ecke sieht man eine neue Formation aus schwarz-braunem Stein.

 

9. Tag

Flaschen-Füllen im Hinterhof einer Wohnsiedlung; aber beeindruckende Anlage am Morgen und noch ein Tauchgang in Font Estramar schlossen diese Fahrt ab. Glücklich und zufrieden machten wir uns Richtung Deutschland auf. Der Himmel wurde immer dunkler und es regnete. Das letzte gemeinsame Mittagessen und dann trennten sich unsere Wege. Heinke fuhr noch am selben Tag in den Norden.

5000Km (bzw. 6500km) haben wir zurückgelegt. Es war eine lange Tour, aber die Höhlen waren es wert.

 

In diesem Sinne,

Eure Cavebase

 

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