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Emergénce de Gouron

Team: Irene Homberger, Max Fahr, Oliver Ober

Im Juli sprach uns Irene auf eine mögliche Mixed Höhlentour in der Gouron an. Sie war vor einigen Jahren dort schon mal getaucht, am Siphon 1 ausgestiegen und anschließend trocken weiter die Höhle befahren. Da sie kein SRT Gurtzeug dabei hatte, war damals für sie an der 1. Abseilstelle Schluss. Jetzt wollte sie richtig bestückt mit Team und SRT-Fähigkeit, die Höhle weiter erkunden. Max und Olli hatten mit der Gouron noch eine kleine Rechnung offen, da bei unserem letzten Jura Trip am 1.langen Oktoberwochenende 2018 eine Befahrung, der im Fluss LOUE abwässernden Höhle, aufgrund einer Verletzung von Olli nicht stattfinden konnte. Damals schworen wir uns beide, WIR kommen wieder!

So war es am ersten Augustwochenende endlich soweit. Olli packte seine Sachen und lud Max samt kleinem Equipment ein. Anschließend fuhren wir über Zürich und Irene gesellte sich zu uns. Um ca. 01:00 Uhr kamen wir Freitagnacht in Mouthier-Haute-Pierre beim Hotel La Cascade an. Das Hotel ist nur einen Katzensprung von der Gouron im wunderschönen LOUE Tal entfernt. Man wartete bereits auf uns. Um entspannt unseren Trip zu beginnen, fuhren wir erst gegen 9:30 Uhr am Samstag zum Parkplatz direkt am Quelltopf im Fluss.

  

Wir machten unsere Tauchgeräte fertig und besprachen unser mitzuführendes Equipment. Am Ende führte jeder einen Schleifsack mit. Darin hatte jeder ein Seil, SRT Gurtzeug, etwas zum Naschen und Trinken. Dazu verteilt Akkuschrauber mit Ersatzakku, einen Haufen Bohrhaken, Hammer und passende Maul-/Ringschlüssel. Der Tag stand im Zeichen die Höhle erstmal kennen zu lernen, soweit wie möglich zu kommen und am Sonntag mit angepasstem Material, den ersten Vorstoß zu erweitern. Dazu war der Anzug entscheidend. Wir entschieden uns, unter den Trocki lange Unterwäsche samt Schlaz anzuziehen. So war es warm genug im Wasser und anschließend um im trockenen Teil der Höhle weiter zu machen. Als Tauchgeräte nutzte Irene eine D12 18/45 und eine Stage 80cuft TMX 50/25. Max und Olli tauchten ihre JJ-CCR‘s mit einem Diluent 18/45 und einer Stage 80cuft TMX 18/45 als Bailout. Auf 24m legten wir eine 80cuft TMX 50/25 ab. Um die 495m lange Tauchstrecke mit einer maximal Tiefe von 55m schnell zu überwinden, nutzte jeder einen Scooter.

Als wir endlich im Wasser waren, tauchten wir um 10:33 Uhr ab. Nach 22min hatten wir bereits das Ende von Siphon 1 erreicht. Einzig die vollgepackten Schleifsäcke wirkten wie Anker, die wir hinter uns herziehen mussten. Wir deponierten die Stages und Scooter am Ende der Leine und stellten die Tauchgeräte an den umliegenden Felsen ab. Gleich am Anfang des trockenen Bereichs war ein riesiger ebener Fels, der die Möglichkeit zum Umziehen bot. Die Halle am Ende von Siphon 1 war ca. 15m breit und 20m hoch.

 

Und nun ging es los! Da Irene nach den Jahren nicht mehr den genauen Gangverlauf im Kopf hatte, suchten wir zuerst den weiterführenden Gang. Nach 3 Anläufen, in engen Spalten auslaufenden Gängen, fanden wir den sehr abwechselungsreichen fortführenden Gang und die Befahrung der Gouron konnte losgehen. Riesige quaderförmige Versturzfelsen ließen noch genug Platz zum Durchschlurfen. An einer engen Spalte mussten wir mit gespreizten Beinen 10m hinaufklettern, bis wir zum 1. Seil kamen. Das hatte mittlerweile einen sehr erbärmlichen Zustand. Wir reparierten es und konnten anschließend ca. 5m daran herunter klettern. Wie die meisten Gänge war auch dieser im rechten Winkel zum Gangverlauf Richtung Norden. Anhand der Lehmgrenze konnte man die Wasserstände zu Hochwasserzeiten innerhalb der Gouron erahnen. 5-7m Unterschied zum aktuellen Wasserstand sind da bestimmt möglich. Der Karst der Höhle wechselte von Hellbraun zu Ocker, Karstweiß zu tiefschwarz, glatt ausgewaschen bis sehr scharfkantig. Wir folgten dem Gang bis wir zur 1. richtigen Abseilstelle kamen. Nach kurzer Inspektion des vorhandenen Seils und Verbesserung der Seilsicherung, legten wir unser SRT Gurtzeug an und Olli seilte sich als Erster ca. 15m ab.

 1. Abseilstelle

Hier war ein kleines Becken, das wir seitlich trocken umkrabbeln konnten. Auf dem Weg zu unserer heutigen Endstation kamen wir noch an einem versinterten Waschbecken vorbei. Ein wirklich toller Anblick.

 

An der heutigen Endstation war eine vorbereitete ca. 25m Abseilstelle, die in einem tiefen wassergefüllten Becken endete. Dafür waren wir heute leider nicht vorbereitet. Aber wir nutzten die Zeit, um noch 2 Bohrhaken zu setzen. Die vorhanden sahen nicht mehr vertrauenserweckend aus. Olli setzte die Bohrhaken, band ein neues Seil ein und Irene und Max machten unten am Becken ein kleines Guckerle. Fazit: wir brachen Nassneopren für die weitere Befahrung! Zurück am Ende von Siphon 1 zogen wir wieder unsere Trockentauchanzüge an. Lediglich ein leerer Schleifsack ging mit zurück. Der Rest an Schlazen, Seilen und SRT Gurtzeug blieb in der Gouron. Wir haben die Tauchgeräte angelegt und 16min später waren wir auch schon wieder draußen aus der Höhle.

Da der Tag noch nicht vorüber war, machten wir noch einen kurzen Abstecher zur nahegelegenen Source de Loue. Der Anblick des gewaltigen Quelltores erinnerte an einen Fantasyfilm. Unfassbar imposant was die Natur erschaffen kann. Definitiv einen Abstecher wert!


 

Mit den Erfahrungen der Temperatur beim Tauchen und aufgrund des tiefen Beckens entschieden wir uns für die Befahrung am Sonntag unter den Trockis den Nassanzug zu ziehen. Auf em Hinweg war dieser trocken und der Rückweg war kurz genug, um nicht zu frieren. Am Ende von Siphon 1 entledigten wir uns kurz unserer Trockis und schon machten wir uns auf den Weg zur Endstation des letzten Tages. Wir seilten uns ab und schwammen durch den tiefen, wassergefüllten Gang weiter in den Berg hinein.

Wir kamen zu einem 2.Siphon, dieser ließ sich aber über eine Lehmhalde umgehen. Hier erwartete uns der nächste richtige Siphon. Es war ein Pool mit den Ausmaßen von ca. 20 x 15m. Wie im Rest der Höhle war auch hier noch alles vorbereitet. Ein Bergseil führte durch den 3. Siphon. Max zog Maske und Kopfhaube an und machte ein kurzes Guckerle entlang des verlegten Bergseils. Der glasklare Pool war am Grund lehmbedeckt und er tastete sich langsam vor. So konnte er die Oberfläche in 4-5m von Siphon 3 bereits vor dem Abtauchen sehen.


 

Er zog sich am Bergseil nach einem kräftigen Atemzug vor. Nach 3 Minuten kam er wieder und berichtete von der Fortsetzung. Olli machte es ihm nach. So konnte Irene sich ein objektives Bild machen, ob sie das auch schaffen kann. Da wir nur eine Kopfhaube und Maske mitgenommen hatten, nutzten wir eines unserer Seile, um das Durchtauchen so angenehm wie möglich zu machen. Nacheinander tauchten wir frei durch Siphon 3. Die Schleifsäcke ließen wir am Rande des Pools zurück. Am Ausstieg von Siphon 3 wartete bereits Siphon 4. Glücklicherweise gab es auch hier eine lehmbedeckte trockene Umgehung. Dazu zogen wir uns am 5m hohen Hang hinauf und rutschten gesichert mit unserem letzten Seil zum Ausstieg von Siphon 4. Weiter ging es einen langen, wassergefüllten Gang entlang. Nach ca. 15min Schwimmen wurde es wieder trocken. So wechselte sich die Befahrung die nächsten 1000m ab. Schwimmen, trocken weiter Höhlenwandern und einige, vorbereitete Kletterpassagen machten die Höhle sehr abwechslungsreich.

 

Bis wir zu Siphon 5 schwimmend kamen. Hier waren noch Reste von Caveline zu finden. Leider endete unsere Tour hier. Max und Olli schauten sich noch einmal den in die Tiefe gehenden Siphon 5 an und tauschten sich über Möglichkeiten für eine mögliche Wiederkehr zu Siphon 5 aus. Anschließend machte sich das großartige Team, auf den Heimweg. Hier hat wirklich jeder mit angepackt und geholfen. 2000m Rückweg lagen vor uns, die im Nu, aufgrund unserer Begeisterung für die Gouron, erledigt waren. Auf unserer Umziehplattform schlüpften wir mit unseren nassen Neoprenanzügen in die Trockis und packten die Schleifsäcke. Diese waren deutlich voller als am Vortag und lagen wie 5 Anker beim Scootern im Wasser. Trotzdem brauchten wir nur 20min zurück.

Bei einem flussgekühlten Bier ließen wir die beiden Tage Revue passieren und schmiedeten Pläne, wie wir bei Siphon 5 weiterkommen könnten. Ein wenig Geschafft aufgrund der letzten 2 Tage fuhren wir wieder Richtung Schweizer Grenze.

Ein kurzes Video über die Tour könnt ihr euch hier anschauen.

Video

 

In diesem Sinne

Eure Cavebase