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Italien, Sardinien Mai 2008

 

Team: Roland & Robin

 

Aufgrund der momentan eher ungünstigen Wetterbedingungen in Frankreich wurde das geplante Gourneyras Projekt verschoben und stattdessen kurzerhand ein kleinerer Sardinientrip hinsichtlich der Abklärung geplanter, zukünftiger Projekte im Spätsommer bzw. Herbst und der hierfür erforderlichen Logistik organisiert.

Unsere Ausgangsbasis bildete dabei die Basis Protec Sardinia von Toddy und Patrick protecsardinia in Cala Gonone im östlichen Teil der Insel. Südlich von Cala Gonone finden sich etwa über 50 km Küstenabschnitt massive Karstvorkommen und zahlreiche über das Meer erreichbare sowie im Inland befindliche Höhlensysteme die nur teilweise erforscht sind.

Nachdem ich (Robin) am 30.04 morgens mit dem VW-T4 von Frankfurt nach München zu Roland gefahren bin, laden wir das Scoutgepäck in Form von 2 RB 80 mit D20 Tanks, 6 Magnumscootern, 2 Doppel-12, diversen Stages und den anderen Kleinkram in Rolands Bus und fahren anschließend gemeinsam über den Brenner in Richtung Livorno, von wo aus unsere Nachtfähre nach Olbia abfährt.

Nach einer „erholsamen“ Nacht auf der Fähre erreichen wir schließlich gegen 6:30 Olbia und fahren anschließend zur Protecbasis nach Cala Gonone, wo wir herzlich von Toddy erwartet werden.

 

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Wir entscheiden uns es gemütlich angehen zu lassen und statten am Morgen unserer Ankunft als erstes der Grotta del Fico einen Besuch ab. Bewaffnet waren wir jeweils mit D12 mit EAN 32 sowie jeweils einer 80 cf Stage EAN 32. Dies ist eine im Anfangsteil eher restriktive Höhle mit einem herrlichen etwa 100 m langen x 15 m breiten Cavernbereich die im weiteren Verlauf stark verzweigt ist und es bis zum Ende der Leine 8 Jumps, diverse Restrictions und etwa 1200 m Penetration abzuleisten sind. Die Dekorationen mit Tropfsteinsimsen und Tropfsteinfächern im hinteren Teil sind einfach der Wahnsinn. Manchmal muss es eben auch etwas fürs Auge sein. Da es doch relativ eng war, sind wir brav geflösselt. Hier hatten wir kristallklares Wasser, die Sicht wurde lediglich durch Haloclines etwas beeinträchtigt. Während wir am Vormittag den vorderen Teil der Höhle und 3 Jumps hinter uns gebracht hatten und etwa 500 m Penetration erreichten, sind wir am Nachmittag erneut mit D12 und 80 cf EAN 32 nach 6 Jumps bei etwa 900 m Penetration angelangt.

 

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Am Abend genossen wir noch ein gepflegtes mehrgängiges Abendessen in einem typisch italienischen Hafenrestaurant und ließen den ersten Tag bei exquisitem Rotwein ausklingen und besprachen mit Toddy und Bruno die Planungen für den Tauchgang in der Utopia und in der Bel Torente. Da Roland noch nicht in Sardinien war und er die Bel Torente noch nicht kannte und Toddy unbedingt vor unserem geplanten Angriff auf das Ende der Leine der Meinung war, er müsse Roland die 5000 Jahre alten Mönchsrobbenskelette in einem restriktiven Seitengang zeigen (und der war wirklich eng)

 

Auf dem Rückweg zur Basis statteten wir der Cala Luna noch einen kleinen Besuch ab und legten hier auch noch ein paar hundert Meter Strecke zurück und tauchten am 2 T. gerade aus weiter und ignorierten diesmal die zahlreichen Jumpmöglichkeiten rechts und links der Mainline und orientieren uns an der Mainline.

Da wir die ersten beiden Tage Toddy, als absoluten Top Full-Caveinstructor dabei hatten, haben wir es uns nicht nehmen lassen bei den Tauchgängen einiges an Übungen und Leinenaufgaben mit einzubauen. Wo hat man schon die Möglichkeit (außer in Mexico) ein so komplexes Höhlensystem mit unzähligen Gängen zu betauchen und die Navigation zu üben!

 

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Für den nächsten Tag hatten wir einen Pushdive in der Bel Torente geplant. Das bisherige Ende der Leine befindet sich bei etwa 1200 m und Toddy wähnte die Fortsetzung des weiträumigen, ja sogar hallenartigen Gangprofiles (15 x 30 m) nach dem 2 T bei etwa 1200 m. Hier wollten wir ansetzen und den weiteren Verlauf dieses Ganges explorieren und neue Leine verlegen und die Höhle in ihrem weiteren Verlauf pushen.

en TG führten wir zu jeweils mit den RB 80 und D20 Bailouttanks , 4 Magnumscootern, jeweils einer 80 cf 50/25 für den flacheren Anfangsteil sowie einer 80 cf EAN 32 für den 25-30 m Bereich durch. Wir vereinbarten für den Fall, das das weitere Profil der Höhle deutlich unter die 30 m Marke abfällt, wir maximal 10 min das Trimix (15/65) des Rückenpaketes in den Switchblock des Rebreathers einstöpseln würden ansonsten hätten wir bei einem erneuten TG eine zusätzliche Trimixstage mitgeführt, um diesen Tiefenbereich abzudecken. 

Wir scooterten mit dem eingestöpselten 50/25 zügig zu unserem am Vortag zurückgelassenen Jump und scooterten einen Loop zur Umgehung der Restriktion und jumpten erneut an die Mainline und scooterten in dem weitläufigen, hallenartigen Gangprofil durch herrlich dekorierte Räume über das 2 T und erreichten schließlich kurz vor einem Sump in etwa 6m Tiefe das Ende der Leine, wir liessen die Backupscooter hier an der Leine zurück, cleanten die Passage von alten Draht und Leinenresten und konnektierten schließlich das Explorationsreel an das Leinenende und fingen an neue Leine zu verlegen. 

Das Gangprofil fiel tiefer und wurde in den Dimensionen immer weiträumiger, teilweise konnten wir die andere Wand bzw. die Decke nicht ausleuchten und das bei Sichtweiten um > 30-40 m!!. Hier musste es einfach weitergehen!! Bei 20 m Tiefe stöpselten wir das EAN 32 in den Switchblock und folgten dem Gangverlauf in zunehmender Tiefe. Bei 33 m und weiter abfallendem Tiefenprofil kommunizierten Roland und ich kurz und stöpselten das Trimix 15/65 aus dem Doppel 20 Rückenpaket in den Switchblock und erreichten schließlich eine Maximaltiefe von 46 m in Minute105 des Tauchgangs.

Nach diesem kurzen Knick auf 46 m stieg das Profil der Höhle steil wieder an und mündete in eine weiträumige Passage mit einem Abstand Wand-Wand von etwa 50-60 m. Wir verlegten die Leine rechts an der Wand und leuchteten so gut es ging den gesamten Bereich aus und hielten in den Spalten in der Wand Ausschau nach weiteren Seitengängen. Zwischendurch stöpselten wir uns erst wieder das EAN 32 und dann bei zunehmend geringerer Tiefe das 50/25 erneut in den Rebreather. Schließlich erreichten wir einen erneuten Sump und der Gang war leider zu Ende, ohne das eine betauchbare Fortsetzung sichtbar war. Das war kaum zu glauben!

Bis zu diesem Punkt verlegten wir ziemlich exakt 250 m neue Leine. Wir tauchten in einer riesigen von Tropfsteinen herrlich dekorierten Halle auf und besprachen kurz das weitere Vorgehen. Wir konnten es eigentlich gar nicht fassen, das der große Gang so „banal“ endet. Wir befestigten das Leinenende an einer Felsnase im Wasser und drehten um, das war etwa bei 170 min im TG.

Auf dem Rückweg verteilten wir uns in dem Gang, Roland links an der Wand, ich rechts und suchten den Gang systematisch nach Fortsetzungen ab. Etwa 50 m vor erreichen des Sumps, wo das Höhlenprofil wieder auf ein Niveau von 15 m ansteigt, fand sich noch ein geräumiger Parallelgang der etwa 100 m ausgeleint wurde und über ein neu geschaffenes T mit der neu verlegten Leine verbunden wurde, geht es hier weiter, ist das die Fortsetzung ? Man wird sehen. Die Auftauchstelle wurde noch ausgeleint und ein weiteres T an die Mainline platziert und wir traten gemütlich den Rückweg an und scooterten zurück.

Am 2 T (von jetzt 4 T’s ) warfen wir noch einen Blick in den sog. „Boneroom“ und schauten noch einen kurzen Blick auf einen gut erhaltenen auch etwa 5000 Jahre alten Schädel einer Mönchsrobbe und scooterten schließlich aus der Höhle. Es ist dann schon angenehm so ohne Deko langsam im Meer auszutauchen. Wir waren etwa 4,5 Std auf den Rebreathern unterwegs.

Schön ist hier: Tauchzeit = Grundzeit

Hier werden wir sicherlich noch einmal ansetzen und 2 weitere Möglichkeiten der Höhlenfortsetzung näher unter die Lupe nehmen.

Für den nächsten Tag hatten wir einen ca. 4.000 m TG in der Utopia mit den Rebreathern geplant. Dies ist eine im Anfangsteil sehr große Höhle (40 x 50 m!!) deren Schachtartiger Eingang sich in einer Tiefe von 15m befindet und danach in Form einer riesigen Halle in ihren Dimensionen aufgeht und auf dem ersten Kilometer etwa eine Durchschnittstiefe von etwa 40 m hat, bevor das Profil wieder ansteigt und sich schließlich in größerer – Trimix notweniger - Tiefe fortsetzt.

Wir bereiteten am frühen Abend in der Protecbasis unsere Rebreather für den nächsten Tag vor und checkten nochmals alles erforderliche Equipement und packten dieses für den nächsten Tag sehr sorgfältig, da die gesamte Ausrüstung ja auf dem Boot verstaut werden muss.

Wir besprachen uns dann ausgiebig über den bevorstehenden Tauchgang hinsichtlich Logistik, Dekorigg für die Deko im Meer sowie der zeitlichen Ablaufplanung für den angesetzten TG, einer Dekostrategie und die vielen anderen Dinge die man eben bedenken muss, wie z.B. was machen wir mit dem Rigg wenn das Wetter umschlägt usw.(Freefloating Deko) und sind dann nach einem guten italienischen Abendessen (Roland :Pasta, Robin :Steak) zeitig ins Bett.

Toddy und Bruno (Mitarbeiter von Toddy) bereiteten am nächsten Morgen im Hafen das Dekorigg für die 9 und 6 m Deko im Meer vor, welches später von Bruno auf einer Tiefe von 15 m an einem Felsbrocken vor dem Höhleneingang festgebunden wurde. Wir fuhren zeitig im Hafen los. Von Cala Gonone sind es etwa 45 min an die Utopia.

Die 80 cf O2-Stages und einige Trinkbeutel wurden am Rigg von Bruno abgehängt, die restlichen Gase in 80 cft Stages (35/35, 50/25, 15/65) führten wir mit uns bzw. platzierten das 21 m Gas an der Leine innerhalb der Höhle. Wir führten ferner jeder 3 Magnum Gavins (Aluheck) bzw. 2 Magum Gavins und 1 Suex ADV 42 für den TG mit uns und planten, die Scooter periodisch während des Tauchgangs durchzutauschen und jeweils etwa 30% der nominalen Burntime je Scooter für die Penetration zu verwenden, so dass am Ende des Tauchganges etwa 30% der Burntime bei jedem Scooter Reserve verbleiben.

 

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2 Scooterausfälle sind so am Punkt der Maximalpentration mit der von uns mitgeführten Scooterlogistik problemlos möglich. Nach dem warm atmen des Scrubbers und dem obligatorischen RB und Equipmentcheck scooterten wir im Meer an den Höhleneingang und tauchten schließlich in dieses Riesensystem ein. Wir scooterten mit dem 35/35 als „Travelgas“ für den erstem Kilometer und vereinbarten dann ggf. den zwischenzeitlichen Wechsel auf die mitgeführte Trimixstage. Die Leine verläuft in den ersten 600-700 m im wesentlichen auf etwa 38-45 m Tiefe, der kaum ausleuchtbare, sichtbare Boden befindet sich teilweise auf 60-65 m! Wir hatten exzellente Bedingungen mit gut 40-50 m Sicht bei kristallklarem Wasser und ständig wechselnden Abschnitten mit Haloclines, was die Tarierung der Scooter etwas trickreich gestaltet.

Wir scooterten zügig den ersten Kilometer etwa 5-10 m über der Leine auf durchschnittlich 30 m Tiefe und wechselten 3 mal kurz auf die Trimixstage, da das Profil einige Male in die 50 m Region abfällt und erreichten schließlich den flacheren Teil des ersten Kilometers bei der sog. Seehalle.

Plötzlich gibt Roland mir ein Attentionsignal mit seiner 18 W HID und schließt sich zügig das rechte Ventil, da es ziemlich heftig am Inflator abbläst.

Es war kaum zu glauben, der Einlassknopf des Edelstahlinflators war beim Inflaten des Wings aus dem Gehäuse des Inflators herausgeflogen. Da das Gewinde des Inflators, wo der Einlassknopf eingeschraubt wird, herausgerissen war.

Ich weiß nicht wie oft und heftig wir in die Cooperhoses des RB auf die Firma mit dem blauen H geschimpft haben, aber es hatte keinen Sinn, das Wing von Roland war unwiderruflich ausgefallen.

Zwischenzeitlich hat sich Torsten der Sache ganz unkompliziert angenommen und regelt das weitere mit der Herstellerfirma.

Nachdem Roland sich den Inflatorschlauch vom Inflatoranschluss gezogen hatte und das rechte Ventil wieder geöffnet hatte drehten wir (super super Enttäuscht) um. Mit dem Vortrieb des Scooters und reichlich Argon im Trocki konnte man die Tarierung aber managen. Dumm war dabei nur das durch die Tarrierung im Trocki das Argon relativ schnell leer war

Wir waren dann aber auch etwas dankbar, das sich der Inflator nicht 1-1,5 Std. später bei 80-90 m Tiefe sondern beim reinscootern verabschiedet hat!

So ging ein vielversprechender TG mit doch etwas Aufwand viel zu schnell zu Ende.

Fortsetzung folgt! Wir kommen wieder ;-). Anzumerken wäre noch die perfekte Organisation vor Ort und Unterstützung von Toddy und seinem ganzen Team.

 

In diesem Sinne,

Eure Cavebase

 

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