Slowenien 2015
Team: Florian, Wilke, Heinke, Mark, Anke, Tobias, Ben, Ivo
Gäste: -
Da uns im Mittelmeerraum die Karstlandschaft und natürlich auch die Höhlen so faszinierten, haben wir uns diesmal nach Slowenien aufgemacht um eine Höhle zu vermessen. Florian hatte durch einen Kontakt zu den dort ansässigen slowenischen Höhlentauchern und einer Scouting Tour im Winter mit Ben die Bilpa-Höhle zum Ziel unseres Projektes gemacht. Am linken Kolpa-Ufer im Tal an der Grenze zu Kroatien und der Gemeinde Kostel liegen mehrere Karsthöhlen. Der slowenische Polyhistoriker Valvasor beschrieb vor allem die über den Höhlen liegende steile Felswand in Form eines Menschen- und Teufelskopfes und gab ihr den Namen "Wand des Echos". Die Höhle besteht aus Höhlengängen, die auf verschiedenen Etagen liegen; die unterste ist noch aktiv. Der Eingang zur Trockenhöhle befindet sich in der Wand 30 m über dem Tal.
1. Tag
Marc und Heinke machten sich am frühen Morgen aus dem Norden auf dem Weg nachdem sie überprüften, ob jeder auch einen Schnorchel und eine Boje dabei hatten. Das war eine der Vorschriften, wenn man in Slowenien Höhlen betauchen wollte (keiner weiß warum, aber Vorschrift ist eben Vorschrift). Unsere „Südländer“ schliefen da noch tief und fest in ihren Betten. Ivo reiste direkt von Prag an. Am Abend kamen wir an unseren Appartement an; konnten unsere Ausrüstung in einer großen Garage unterbringen und schon einmal den Höhlenpool, der ca. 300m entfernt an einer Straße lag besichtigen und schon die ersten Pläne für den nächsten Tag machen.
2. Tag
Unter Führung von Florian machten wir uns auf die Höhle zu erkunden um zu sehen mit welchen Schwierigkeiten wir beim Transport der RBs und anderer Ausrüstung zu rechnen haben, und wie wir uns einteilen müssen um die anderen Aufgaben zu erledigen. Wir hatten eine alte Zeichnung aus dem Jahr 1999, die Höhle ist inzwischen gut ausgeleint (von ungarischen Höhlentauchern, die die Höhle scheinbar regelmäßig betauchen), die Sicht war schlecht und wir entdeckten Seitengänge, die nicht in der Zeichnung dargestellt waren.
Nach einer kurzen geraden Strecke vom Höhlenpool aus, ging es in den ersten Siphon nach links. Dann kommt man in einen kleinen Halbtrockenen Bereich mit einer Wassertiefe bis zu 1,5m und taucht durch den 2. Siphon hindurch. Beide Siphons haben jeweils eine max. Tief von 17m. Die Hauptleine endete in einer riesengroßen trockenen Halle mit 2 Seen. Da hieß es für uns Ausrüstung ablegen, Backup-Lampen schnappen und klettern. Nachdem wir den ersten See durchschwommen haben, mussten wir durch einen sehr schmalen Canyon klettern um dann über ein kleines steiniges „Flussbett“ zum 2. See zu kommen. Am Ende des Sees ist eine kleine sandige Insel. Nach dem weiteren Durchschwimmen eines kleinen Sees strandet man wieder auf einer Sandbank. Nachdem Ivo eine Banane als kleinen Snack zwischendurch ausgepackt hatte erhielt sie - kreativ wie wir sind - den Namen „Banana Island“. Sie sollte der Startpunkt für die RB-Taucher werden um Siphon 3 und wie-es-auch-immer-weitergeht zu explorieren. Nach ca. 3h kamen wir wieder heraus und begannen unsere Ausrüstung für den nächsten Tag vorzubereiten.
Die Trockenröhren mussten noch geriggt werden, die Helme mit Lampen bestückt; die Wäscheklammern für die Messpunkte beschriftet, die RBs vorbereitet, etc. Wilke machte sich wieder auf den Weg zurück; da er die Bodenplatte der Gegenlunge zu Hause liegengelassen hatte. Wir bekamen Besuch von Igor und Martin, unser slowenischer Kontakt, die uns noch einige Tipps geben konnten, da sie hier viele Höhlen kennen die wir uns noch die nächsten Tage ansehen wollten.
3. Tag
Dieser Tag war geprägt von Heben, Tragen, Schieben, Fluchen, Klettern und zwischendurch kurzes erschöpftes Ausruhen. Drei RBs und viele Stages mussten zu „Banana-Island“ gebracht werden. Vom Ausstieg in den ersten See ging es einigermaßen; der Fels ist sehr scharfkantig und nass. Die größte Schwierigkeit war die RBs durch den Canyon, der teilweise so schmal war, dass man sich gerade selbst durchquetschen konnte, zu bringen. Gemeinsam haben wir es aber geschafft, so dass nach einer kurzen Pause sich Tobias, Florian und Marc fertig machen konnten. Nachdem sie abgetaucht waren, sind die anderen zurück geklettert. Kurze Zeit wurden wir wieder zurück gerufen. Marcs Hauptlampe ist ausgefallen; daher musste er mit uns anderen zurück.
Nach 7 Stunden sahen wir wieder das Tageslicht. Das Ausmessen der Siphons 1 und 2 haben wir auf den nächsten Tag verschoben, aber schon die ersten Klammern gesetzt. Als wir uns gerade fertig machten das Push-Team zu treffen, tauchten sie aus dem Höhlenpool auf. Siphon 3 haben sie geschafft,allerdings war in Siphon 4 nicht erkennbar wie es denn weiter gehen sollte. Siphon 3 endet nach ca. 300m und einer max. Tiefe von 42m wieder an der Oberfläche in einem kanalartigen Gangverlauf aus dem ein Aussteigen nicht möglich ist. Es musste erst neue Leine verlegt werden, was auf den nächsten Tag verschoben wurde, schliesslich war man schon gut 10 Stunden in der Höhle unterwegs und durch die Schlepperei erschöpft.
4. Tag
Während sich das Push-Team (diesmal mit Marc) Siphon 4 erkundete, begannen Ivo, Wilke und Heinke Messpunkte zu setzen und Tiefe, Azimut und die vier Entfernungen (Pings) zur Wand zu notieren. Anke und Ben sollten die Entfernungen zwischen den Messpunkten messen, da aber Ben beide Masken verloren hatte, ihm keine andere passte, machten sie sich auf nach Ljubljana um neue zu besorgen, so oblag es dem ersten Team dies zu tun. Leider ist Heinkes Trocki „abgesoffen“, so dass dieser Tauchgang vorzeitig beendet werden musste. Das Push-Team hat Siphon 4 nach ca. 100 Metern und maximaler Tiefe von 60m erreicht. Leider mussten Sie mit dem falschen Gas bewaffnet wieder den Rückweg antreten. Sie haben Leine repariert und neue Leine gelegt. Die zusammenhängende Gesamtlänge zu diesem Punkt beträgt gut 1000m.
5. Tag
Während das Push-Team unterwegs war um Siphon 3 vollständig auszumessen, nahmen sich Ivo, Heinke und Wilke die Seitengänge vor. Nach ca. 7 Stunden sind beide Teams glücklich, aber sehr hungrig wieder aufgetaucht. Begrüßt wurden wir mit Regen und vom Sohn des Herbergsvaters mit der Frage ob den alles in Ordnung sei und die Höhle schon auf das Wasser reagiert hätte. Im Hinterland hätte es wohl schon ausgiebig geregnet; er hoffe nicht, dass die Höhle anspringt….
Noch guter Dinge - denn es hatte ja schon am Tag unserer Ankunft geregnet - haben wir wir die Daten in den Computer eingegeben.
6. Tag
Die ganze Nacht hat es durchgeregnet, der Fluss vor dem Appartement war nicht mehr blau; er war braun. Aus der Höhle schoss das Wasser, so dass sich ein „Pilz“ im Höhlenpool bildete. Der Wasserspiegel ist mit ca. 1,5m deutlich sichtbar angestiegen. An ein in die Höhle Hineinkommen, war nicht mehr zu denken. Drei RBs, viele Stages, zwei Trockenröhren und diverse andere Ausrüstung, teilweise gar nicht gesichert, waren in der Höhle und wir wussten nicht was damit passiert.
Der Regen hörte um 10:30 Uhr wieder auf; die Sonne schien, aber der Wasserspiegel stieg immer noch. Wir schauten uns einige „Trockenhöhlen“ im Tal an – auch aus ihnen schoss das Wasser. Teilweise drückte es sich durch den Asphalt der Strasse an die Oberfläche. Wie ist das, wenn erst einmal „alles aus den Fugen gerät“. Erst einmal erschien das ganze Team erstarrt; immer wieder ging eine kleine Gruppe zu Höhlenpool, schaute verloren ins Wasser, kalkulierte den Wasserspiegel, merkte, dass man nichts ändern konnte und machte sich Gedanken wie es weiter gehen sollte; plante schon in den nächsten Wochenenden wieder zu kommen…
Wir entschieden uns weiterhin vor Ort zu bleiben. Ortskundige meinten, dass sich in 2-3 Tagen alles beruhigt haben müsse. Und noch hatten wir Zeit. Am Nachmittag bekamen wir Besuch von Igor und Sebastian; sie zeigten uns eine riesengroße Karte einer bekannten Höhle, deren Trockenbereich sie bereits bis zu 4000m ausgemessen haben. Mit ein paar Bieren hatten wir mit ihnen einen schönen gemeinsamen Abend. Sie erzählten uns auch von der „Mexiko-Cave“ Sloweniens, so entschieden wir uns diese am nächsten Tag zu betauchen und nette Fotos zu machen.
7. Tag
Munter machten wir uns auf dem Weg zur „ Mexiko-Cave“ Sloweniens (Suhadolca). Sie soll max. 15m tief sein, mit guter Sicht und vielen Stalaktiten und Stalakmiten bestückt sein. Der Weg dorthin war sehr beschwerlich, durch den Wald und einige Höhenmeter mussten wir zu Fuß und einer D12 auf dem Rücken überwinden; dann ging es erst einmal von einem Fluss aus in eine langgezogene Grotte, durch die wir kraxeln mussten. Von dort ein längerer Gang, nur 1,5m tief, als dann die eigentliche Höhle begann – null Sicht! Wir entschieden uns umzukehren – trafen uns dann alle in einem kleinen halbtrockenen Bereich und machten noch einige Fotos um dann unsere Ausrüstung den Berg wieder hinauf zu schleppen. Wilke machte sich von dort aus direkt auf den Weg nach Hause.
8. Tag
Plan war entweder die Ausrüstung aus der Höhle zu schaffen, oder zu raften. Aber….gegen einen nicht zu starken Flow konnten wir die Höhle betauchen. Die drei Rebreather (endlich macht sich das Gewicht der Dinger bezahlt) lagen noch an Ort und Stelle (nur etwas tiefer im Wasser), die Stages hatten sich im hinteren Teil des zweiten Sees verteilt (hier machte übrigens der Schnorchel Sinn, wir konnten im See schnorcheln und nach den Stages suchen :-) ). Eine Stage lag vorne an der Auftauchstelle. Sie wurde wahrscheinlich durch den Canyon nach vorne gespült. Die Trockenröhren (leider offen) waren auch da, inklusive diverser Kleinteile. Letztendlich hatten wir bis auf eine Stage von Florian alles gefunden, sogar die Maske von Ben und den Helm von Heinke, der ca. 2m hoch in einer Felsspalte steckte.
Überall war Schlamm, im Canyon war die Strömung so stark, dass es uns die Stages aus der Hand riss und zwischen den Felsen verklemmte. Wir mussten aufpassen, dass uns die Strömung nicht unter die Steine drückte; doch wir konnten alles unbeschadet hinaus bringen. Im 1. Siphon ist uns eine Trockenröhre abgesoffen; sie konnte im nächsten Tauchgang geborgen werden. Anke und Ben konnten die noch fehlenden Daten aufnehmen. Erschöpft, aber glücklich haben wir den Tag mit einem gemeinsamen Abendessen beendet. Am nächsten Tag traten wir dann alle die Heimreise an, bepackt mit vielen neuen Erfahrungen und Erinnerungen an ein richtig schönes Projekt!
PS: Die vermisste Stage wurde am nächsten Wochenende von der slowenischen Höhlenrettung gefunden, die in der Bilpa eine Rettungsübung durchführte.
In diesem Sinne,
Eure Cavebase
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